Der Zauber des Neuen

 

Der Nebel hängt tief in den Weinbergen, die Weinstöcke verlieren ihr Laub und es ist kalt und regnerisch. Die ruhige Zeit hat begonnen – heuer etwas früher als sonst. Jedoch tut sich viel im Weinkeller. Die Klassikweine werden früher von der Hefe abgezogen während die Riedenweine noch länger mit der Hefe in Kontakt bleiben um ein vollmundigeres, runderes Gaumengefühl zu entfalten und um die Langlebigkeit zu erhöhen.

 

Ich mag diese Zeit. Der Wein steckt noch in den Kinderschuhen und doch gibt es schon erste Anzeichen, wie er sich entwickeln wird. Feine Fruchtnoten erfüllen den Keller sie lassen mich erahnen, welche Charakteristika der Jahrgang 2020 hervorbringen wird. Ein Hauch von Eiszuckerl schwingt im Weißburgunder mit, reife Pfirsichnoten lassen den Sämling erkennen und das typisch Grasige ist jetzt schon im Sauvignon Blanc erkennbar.

 

Es ist eine Zeit des Entstehens, des Schaffens. Voller Freude begebe ich mich jeden Tag in den Weinkeller, um zu beobachten, wie sich die Weine verändern. Bis zu einem bestimmten Grad kann ich darauf Einfluss nehmen, wie sich ein Wein entwickeln wird. Ich kann ihn von der Hefe nehmen, ihn filtrieren oder ihm einfach nur Ruhe und Zeit geben. Aber es gibt sehr viele Aspekte, die ich nicht beeinflussen kann.

 

Und dann lass ich einfach los, erfüllt von der Freude und Dankbarkeit einen so erfüllenden Beruf ausüben zu können und voller Zuversicht, dass alles gut ist so wie es ist.

                                                                                                                                                                                    Bleibts Gsund, Euer Mathias                                                            November 2020